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Betonschalungen - Deckenschalungen

6.4. Schalungen für Decken, Unterzüge, Brüstungen, Riegel

Zu Beginn des Kapitels über Schalungen wurde von sechzehn Baupolieren berichtet, welche die Zahl der notwendigen Deckenstützen zu schätzen hatten. Die Angaben reichten von 432 bis 1280 Stützen - enorme Unterschiede bei der Einschätzung der Belastung. Dabei ist die Belastung von Deckenschalungen viel leichter zu bestimmen als diejenige von Wandschalungen.
Eine gewisse Unbekannte bildet die Verkehrslast, da beim Betonieren vermehrt 1m3-Kübel oder Pumpen zum Einsatz kommen und dadurch die örtlichen Betonanhäufungen auf 1 - 4 m2 Fläche das 2 - 3-fache des Deckengewichtes ausmachen. Auch Steinlieferungen können eine erhebliche Belastung auf die frische Decke bewirken. Auf jeden Fall ist es falsch, Deckenschalungen einfach durch den Maurer einteilen zu lassen und dabei die Sattel- und Stützenabstände aus dem Gefühl heraus zu wählen.

 

Der Baupolier muss die Jochträger und Stützen in den Grundriss einzeichnen und auf der Decke mit Spickschnur, Kreide oder Spray markieren.

Auch hier ist zu beachten: "Jede Stütze zuviel kostet Fr. 10.–".
Bei der Berechnung von Deckenschalungen ist mit den folgenden Werten zu rechnen:

  • Schalungskonstruktion 0,5 kN/m2 (50 kg/m2)

  • Betongewicht 25,0 kN/m3 (2'500 kg/m3)

  • Verkehrslast 2,5 - 5,0 kN/m2 (250 - 500 kg/m2)

  • *Zulässige Biegespannung Holz 8,5 N/mm2* (85 kg/cm2)*

  • *Zulässige Querdruckspannung 2,5 N/mm2* (25 kg/cm2)*

  • *Zulässige Schubspannung 2,0 N/mm2* (20 kg/cm2)*

    * Nur für Betonschalungen! Andere Belastungen nach Normen und Tabellen. Bei der Deckenschalungsberechnung sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:

* Im Schalungsbau wird bei den Schalungsträgern mit einer Schubspannung von t = 2,0 - 2,5 N/mm2 gerechnet. Es ist deshalb vertretbar, dass bei den Vollholzquerschnitten die zulässige Schubspannung mit t = 2,0 N/mm2 angewandt wird.

Es lohnt sich, ein für allemal eine Tabelle mit den Abständen von Stützen, Jochträgern (Sättel) und Querträgern (Rippen) auf das betriebseigene Schalungsinventar bezogen, zu erstellen. Diese Tabelle kann dann bei jeder Deckenschalung für die AVOR benützt werden.

Obwohl es sich bei den Deckenschalungen zum Teil um Einzellasten und durchlaufende Träger handelt, rechnet man in der Praxis mit gleichmässig verteilten Lasten und einfachen Balken. Man weiss eben nie, wann Querträger oder Jochträger gestossen oder abgeschnitten werden, oder in ein Randfeld zu liegen kommen.

Es liessen sich noch viele Überlegungen zu diesem Thema anstellen. Wichtig ist, dass in einer Firma das in jeder Hinsicht optimale Deckenschalungssystem evaluiert wird und danach Deckenschalungstabellen den Baustellenchefs zur Verfügung stehen. Dies immer im Bewusstsein, dass alle Querträger, Jochträger und Stützen von Hand eingeschalt und wieder ausgeschalt werden müssen. Jede Deckenstütze zuviel kostet Fr. 10.–, jeder Quer- und Jochträger zuviel je Fr. 5.–; im Klartext heisst das:

 

 

 

Bei improvisierten Deckenschalungen, wie sie landauf, landab erstellt werden, gehen der Unternehmung bei jährlich 10'000m2 Deckenschalung Fr. 70'000.– verloren!

 

 

Die konventionelle Deckenschalung, nur mit 8/12 Kantholz ausgeführt, ist bei mittleren Raumgrössen von 20 m2 rund Fr. 10.–/m2 teurer als die Schalung mit GT 24-Trägern.

Deckenschalung mit Schaltafeln, Kantholz 8/12 oder 12/16

 

Diese konventionelle Schalung hat ihre Bedeutung bis heute nicht verloren. Sie ist für kleine Räume bis ca. 12 m2 wirtschaftlich.
Die Schalung soll nur so stark mit Nägeln befestigt werden, dass sich die Bretter oder Tafeln während des Schalens, Armierens und Betonierens nicht lösen. Jeder überzählige Nagel erschwert die Ausschalarbeiten, erhöht den Arbeitsaufwand und den Materialverschleiss.

Bei grossen Spriesshöhen und bei freistehenden Deckenschalungs-Konstruktionen sind
Aussteifungen unerlässlich, um die Knicklängen zu reduzieren oder ein Kippen der Spriessung zu vermeiden.
Je nach Belastung der Schalung ergibt sich eine gewisse Setzung in der Konstruktion. Dementsprechend ist auch die Schalung etwas höher zu versetzen, evtl. in der Mitte leicht zu überhöhen. Erfahrungsgemäss genügt eine gleichmässige Überhöhung von ca. 5 mm. Vor dem Betonieren ist stets zu kontrollieren, ob sämtliche
Stützen fest sitzen. Während und nach dem Betonieren, besonders bei grossen Belastungen, sind Kontrollgänge zur Überwachung der Unterstützung durch den Baupolier unerlässlich. Mit Materialfehlern und anderen Mängeln muss immer gerechnet werden.
Für den Arbeitsablauf ist es nicht gleichgültig, in welcher Richtung die Jochträger angeordnet werden! Wie schon erwähnt, ist es für den Baustellenchef eine dringende Notwendigkeit, diese im Geschossgrundriss, zusammen mit den Stützen, einzuzeichnen. Die vorige Tabelle leistet ihm dazu gute Dienste. Diese Arbeitsvorbereitung findet ihre Fortsetzung auf dem Bauplatz, wo die Anordnungen der Deckenstützen mit dem Spray markiert werden.

Im Hinblick auf das Ausschalen sollten Restflächen im Breiten- und Längenmass möglichst in Mittelfeldern untergebracht werden. An den Rändern sind möglichst ganze Flächen vorzusehen. Zur Öffnung der Schalfelder sind unbedingt Ausschalhilfen oder
Ausschal-Winkel anzuordnen. Eine Kleinigkeit mehr, deren Beachtung sich aber bezahlt macht.

Einlegen:
Beim Befestigen der Schaltafeln oder nachträglich in die Fuge einschieben.

Befestigen:
Mit zwei Nägeln durch
vorgestanzte Löcher an der
Längsseite fixieren. Nägel ganz einschlagen.

System Albanese,
CH-8400 Winterthur

Beispiel für herkömmliches Ausschalen

Wegziehen:
Auf der Gegenseite der sichtbaren Befestigungsnägel ansetzen, Pickelspitze satt ins Loch einschieben und langsam wegziehen.

Dieses einfache Hilfsmittel, das ca. Fr. 1.30/St kostet, hilft pro Schalfeld Fr. 10.– einzusparen.

Deckenschalung mit Schalungsträgern

aus PERI Schalungssysteme, CH-8472 Ohringen

Der Markt bietet heute eine grosse Vielfalt von Schalungsträgern mit Zubehör an. Da es unmöglich ist, auf jedes System einzugehen, sei der Ablauf der Deckenschalung hier an einem guten Beispiel kurz erklärt:

Für die rationelle Deckenschalung müssen unbedingt Faltstützen mit Kreuz- und Klauenkopf verwendet werden.

Beim Einsatz der Faltstützen können beträchtliche Lohnkosten eingespart werden. Bild: Peri, CH-8472 Ohringen

Arbeitsablauf beim Schalen mit Schalungsträgern

1) Kreuzkopf aufstecken und mit Bolzen und Federstecker sichern.
2) Die Kreuzkopfstützen mit Dreibein stellen zur Aufnahme der Jochträger oder Sättel. Der Kreuzkopf und das Dreibein sorgen dafür, dass der Jochträger gut gehalten ist und die untere Tragkonstruktion von selbst steht.

3) Jochträger mittels Montagegabel einlegen und Höhe mit Flächenlaser nivellieren
4) Rippen oder Querträger von unten mittels Montagegabel auflegen

5) Schalhaut verlegen und mit Schalungstrennmittel einsprühen (Ausschalwinkel nicht vergessen!)
6) Zusätzliche Zwischenstützen mit Klauenkopf anbringen   Bilder: Peri

Vorgang beim Ausschalen

1) Kreuzkopfstützen ca. 5 cm absenken
2) Zwischenstützen herausnehmen und auf Rungenpalette legen

3) Querträger bei Schaltafelstössen mit der Montagegabel umlegen und die andern dazwischen ausbauen. Dieses Ausschalen geht nicht langsamer vor sich, als wenn die ganze Schalung heruntergerissen wird, weil der Arbeitsablauf materialschonend und geordnet ist.
4) Schaltafeln ausschalen und sofort reinigen, weil sich der junge, wenig erhärtete Beton bes­ser entfernen lässt als der alte.

5) Restliche Träger ausbauen.
6) Schalmaterial auf Rungenpa­letten zum näch­sten Einsatz fahren.   Bilder: Peri

Zu empfehlen ist das Einsprühen der Seitenkanten der Schaltafeln mit Schalungstrennmittel, wenn sie gestapelt sind. Das erleichtert die spätere Reinigung und verlängert die Lebensdauer des Materials.

    Bild: Peri

Alle Deckenschalungsflächen müssen besonders in den Randzonen, wo sie nicht an Wände grenzen, gut verschwenkt oder verschwertet werden. Die Verschwertungsklammern, kombiniert mit Schalbrettern, erleichtern diese Arbeit wesentlich.

Deckenschalung mit Alu-Paneelen
Dieses Deckenschalungssystem verdient es wegen seiner Wirtschaftlichkeit und grossen Vorteile erwähnt zu werden. Die Alu-Deckenschalung entfaltet ihre Vorzüge bei grösseren Schalflächen und knappen Bauterminen. Die einzelnen Elemente sind leicht, unter 15 kg/St und damit sehr handlich. Bei einem guten System braucht es nur 0,3 Stützen pro m2 Deckenfläche! Zudem erlauben die Deckenstützen mit Fallkopf ein Ausschalen bereits nach 2 Tagen.

 

Durch den Fallkopf können die Paneele und Träger nach zwei Tagen entfernt werden. Die Paneele und Träger können bis zu einer Raumhöhen von 3,5 m problemlos vom Boden oder von oben geschalt werden. (Peri Skydeck)  Bilder: PERI AG, CH-8472 Ohringen

Unterzugsschalungen

Beispiele für Unterzugsschalungen mit einer 20 cm starken Decke:

Höhe  30  cm  Höhe  40  cm Höhe 100 cm

Es ist genau abzuwägen, wann eine seitliche Unterzugsschalung abgestützt und wann sie gebunden werden muss. Der Schalungsdruck ist beachtlich, wie die oberen Abbildungen zeigen.

Unterzugsschalungen gehören zu den aufwendigen Schalungsarbeiten mit 1 - 1,5 Stunden Arbeitsaufwand pro m2. Deshalb ist dabei mit guter AVOR und allenfalls notwendigen, zweckmässigen Investitionen das Optimum an Einsparungen herauszuholen. Der Markt bietet eine ganze Reihe guter Produkte und Hilfsmittel für Unterzugsschalungen an, welche es zu prüfen gilt und deren Einsatz abzuwägen ist. Stellvertretend für alle anderen ist nachfolgend ein Produkt aufgeführt.
Das System weist den Vorteil auf, dass es mit Kantholz oder mit Schalungsträgern als Querträger verwendet werden kann. Damit sind Unterzugsschalungen bis zu 80 cm Höhe möglich, ohne dass darin Ankerstellen vorkommen.

Beispiele mit UZ-Schalungen

Die UZ-Lochschienen lassen sich koppeln und erlauben Unterzugsbreiten bis zu 135 cm. Rechts ist die Unterzugsschalung mit der Deckenrandschalung kombiniert. PERI AG, CH-8472 Ohringen

Diese UZ-Unterzugsschalung besteht aus 2 Teilen, dem UZ-Bock und der UZ-Lochschiene

Auszug aus dem Buch  AVOR - Grundwissen für Baukader

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